ENA und ENB
Tanzausbildung auf Kuba
Kuba verfügt mit der Kunsthochschule Escuela Nacional de Arte (ENA) in Havanna über eine der angesehensten Tanzschulen der Welt. Viele Tänzer von BALLET REVOLUCIÓN wurden an ihr ausgebildet.
Gegründet wurde die Schule 1961 auf Fidel Castros Initiative hin. Das Studium dort ist, wie auf Kuba üblich, kostenlos. Die Tanzausbildung wird neben Studiengängen in Schauspiel, Musik und Bildender Kunst angeboten und teilt sich auf in die Ballettsparte und den Bereich „Danza Moderna y Folklórica“. Die Absolventen der ENA vereinen größte technische Fähigkeiten mit ungeheurer emotionaler Tiefe. Ihre exzellente Ausbildung macht aus ihnen weltweit begehrte Virtuosen, die mit Freuden in den besten Compagnien der Welt aufgenommen werden.
Im klassischen Tanz konnte die ENA von Beginn an auf die große Tradition der Escuela Nacional de Ballet (ENB) zurückgreifen. Diese geht auf die Academia de Ballet Alicia Alonso zurück und wurde mit der Gründung der ENA an die Hochschule angegliedert. Hier wird der weltweit hochgeschätzte kubanische Stil in der Tradition Alicia Alonsos gelehrt.
Eine Ausbildung im zeitgenössischen Tanz ist an der ENA seit 1965 möglich. Damals eröffnete die Sparte „Danza Moderna y Folklórica“. Dort wird übrigens neben dem modernen und zeitgenössischen Tanz in speziell kubanischer Ausprägung auch eine ursprünglich kubanische Tanzform unterrichtet: die Danza Folklórica. Sie verbindet die musikalischen und tänzerischen Wurzeln Kubas in Rumba, Son, Mambo und religiösen Santería-Tänzen mit afrikanischer und spanischer Perkussion und modernen theatralen Techniken. Diese Kunstform existiert so nur auf Kuba.
Berühmte kubanische Tänzerinnen und Tänzer
Alicia Alonso ist die Schöpferin des kubanischen Ballettstils. 1920 in Havanna geboren, wanderte sie später in die USA aus. Als erste hispanoamerikanische Tänzerin trat sie dem heutigen New York City Ballet bei. Sie arbeitete mit den bedeutsamsten Choreografen des 20. Jahrhunderts zusammen. In wichtigen Werken tanzte und kreierte sie Hauptrollen und trat mit dem American Ballet Theatre als auch den Ballets Russes de Monte Carlo auf. Nach 1948 tanzte sie in ihrer eigenen Compagnie, dem Ballet Alicia Alonso. 1951 gründete sie die Academia de Ballet Alicia Alonso, die zehn Jahre später der Escuela Nacional de Arte (ENA) angegliedert wurde. Die ENA ist heute eine der angesehensten Tanzschulen weltweit. An ihr wurden die meisten Tänzer von BALLET REVOLUCIÓN ausgebildet.
Ramiro Guerra Suárez ist der Vater des modernen Tanzes auf Kuba. Nach einer Ballettausbildung im Havanna der 40er-Jahre schloss er sich den Ballets Russes de Monte Carlo an. Während eines Gastspiels 1946 in New York kam Guerra in Berührung mit der damaligen Avantgarde des Modern Dance vertreten durch Künstler wie Martha Graham, Doris Humphrey, Charles Weidman und José Limon. Zurück auf Kuba begann er um 1950 den modernen Tanz mit lateinamerikanischen Tanztraditionen zu vermischen. Er gründete die Danza Contemporánea de Cuba, noch heute die wichtigste kubanische Compagnie für modernen und zeitgenössischen Tanz und Geburtsstätte des besonderen kubanischen Stils.
Carlos Acosta, einer der großen Tänzer unserer Zeit, wurde in Havanna als eines von elf Kindern eines Lastwagenfahrers geboren. Er träumte von einer Karriere als professioneller Fußballer. Sein Vater jedoch schickte ihn mit neun Jahren auf die Escuela Nacional de Ballet (ENB) – ein Teil der renommierten Kunsthochschule ENA, die viele Tänzer von BALLET REVOLUCIÓN hervorbrachte. Das war der Beginn einer einzigartigen Tänzerkarriere: Goldmedaille beim Prix de Lausanne 1990, Solist beim kubanischen Nationalballett, beim Houston Ballet und dem Royal Ballet in London. Carlos Acosta hat beinahe jede männliche Hauptrolle in nahezu jedem klassischen Ballett getanzt.